Warum der Handlungsdruck steigt – und wie Sie jetzt sinnvoll vorgehen

 

Die Anforderungen an die IT-Sicherheit kleiner und mittlerer Unternehmen wachsen stetig – getrieben durch neue gesetzliche Vorgaben, komplexer werdende Bedrohungsszenarien und steigende Kundenerwartungen.
Und doch bleibt die Realität häufig dieselbe: Viele Unternehmen investieren zwar in Tools und Technik, erreichen aber kein wirklich belastbares Sicherheitsniveau.

WEMAktuell beleuchtet, worauf es jetzt ankommt, welche gesetzlichen Rahmenbedingungen gelten – und wie Sie als Unternehmen strukturiert in die Informationssicherheit einsteigen können.

1. Warum Informationssicherheit 2025 Chefsache ist?

Die Bedrohungslage hat sich in den letzten Jahren deutlich verschärft: Phishing-Angriffe, Ransomware, Social Engineering und interne Sicherheitslücken sind keine Randphänomene mehr. Gleichzeitig steigen die regulatorischen Anforderungen spürbar – etwa durch das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 oder die kommende EU-Richtlinie NIS2, die viele KMU erstmals verpflichten wird, ihre IT-Sicherheit systematisch aufzubauen und zu dokumentieren.

Besonders kritisch: Viele Unternehmen fühlen sich sicher, weil sie Antivirus-Programme oder Firewalls im Einsatz haben – dabei fehlt es oft an klaren Rollen, dokumentierten Prozessen oder einem echten Sicherheitsbewusstsein innerhalb der Belegschaft.

90 %

aller erfolgreichen Angriffe starten über unzureichend geschützte Endgeräte.

Nur 28 %

der KMU verfügen über ein dokumentiertes ISMS (Informationssicherheitsmanagementsystem).

65%

der Unternehmen haben keinen konkreten Notfallplan für Cyberangriffe.

Und mit der EU-Richtlinie NIS2, dem IT-Sicherheitsgesetz 2.0 sowie branchenspezifischen Standards steigt der Druck, Informationssicherheit nicht mehr als IT-Thema, sondern als unternehmerische Pflicht zu behandeln.

2. Die häufigsten Schwachstellen in KMU

Ein Blick in den Alltag zeigt: Veraltete Software, schwache Passwörter, fehlende Updates oder das unbedachte Öffnen von E-Mail-Anhängen gehören zu den häufigsten Ursachen für Sicherheitsvorfälle. Doch auch organisatorische Lücken spielen eine zentrale Rolle – etwa wenn niemand weiß, wer im Ernstfall Entscheidungen trifft, ob es einen Notfallplan gibt oder wie Verantwortlichkeiten verteilt sind.

Informationssicherheit scheitert selten an der Technik – sondern am System dahinter. Wer IT-Sicherheit als reines IT-Thema versteht, verkennt die Realität.

Technische Lücken:

veraltete Systeme, fehlendes Patchmanagement, offene Schnittstellen

Menschliche Faktoren:

fehlende Schulungen, unsichere Passwörter, mangelndes Risikobewusstsein

Organisatorische Defizite:

keine klaren Rollen, fehlende Richtlinien, unklare Verantwortlichkeiten

Fehlender Überblick:

keine strukturierte Risikoanalyse, kein zentral gesteuertes Sicherheitskonzept

$

Fakt:

94 % aller Sicherheitsvorfälle gehen laut ENISA auf menschliches oder organisatorisches Versagen zurück.

3. Gesetzliche Rahmenbedingungen – was gilt für KMU?

Die rechtlichen Rahmenbedingungen entwickeln sich dynamisch. Neben der DSGVO (Datenschutzgrundverordnung), die bereits technisch-organisatorische Schutzmaßnahmen fordert, rücken mit NIS2 und dem IT-Sicherheitsgesetz 2.0 weitere Vorschriften in den Vordergrund.

Betroffen sind künftig nicht nur Betreiber kritischer Infrastrukturen, sondern auch viele mittelständische Unternehmen aus Branchen wie Industrie, Gesundheitswesen oder IT-Dienstleistung.

Diese Regelwerke verlangen unter anderem eine Risikoanalyse, technische und organisatorische Schutzmaßnahmen, klare Meldewege bei Sicherheitsvorfällen sowie regelmäßige Schulungen. Unternehmen, die sich frühzeitig darauf vorbereiten, vermeiden nicht nur Bußgelder, sondern auch unnötige Betriebsrisiken.

K

DSGVO:

verlangt technisch-organisatorische Schutzmaßnahmen (TOM) für personenbezogene Daten

K

IT-Sicherheitsgesetz 2.0:

betrifft auch KMU über Sektoren wie Energie, Gesundheit oder Finanzen hinaus

K

NIS2 (ab Oktober 2024):

verpflichtet viele weitere KMU zur Einführung von IT-Sicherheitsmaßnahmen und Meldestrukturen

K

Branchenspezifische Anforderungen:

wie TISAX® in der Automobilbranche oder B3S im Gesundheitswesen

$

Fakt:

Viele Unternehmen wissen nicht, ob sie betroffen sind – oder überschätzen ihre Sicherheitslage.

4. Schritt-für-Schritt: So bauen Sie Informationssicherheit sinnvoll auf

4.1. Standortbestimmung & Risikoanalyse

Bevor Maßnahmen greifen, braucht es Klarheit:

u

Welche Systeme und Prozesse sind besonders schutzbedürftig?

u

Wo bestehen Schwachstellen?

u

Wer ist wofür verantwortlich?

$

Tipp:

Nutzen Sie Standards wie das BSI IT-Grundschutz-Kompendium oder die DIN SPEC 27076 (CyberRisikoCheck) als praxisnahe Einstiegshilfe.

4.2. Realistische Ziele & Maßnahmen definieren

Je nach Branche, IT-Reifegrad und Ressourcenlage sind unterschiedliche Lösungen sinnvoll:

N

Managed Security Services (MSSP):

ideal bei fehlender interner Kapazität

N

Hybridlösungen:

z. B. interne Tools + externe Überwachung

N

Tool-gestützte Eigenverantwortung:

mit regelmäßiger externer Prüfung

s

Wichtig:

Sicherheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein dauerhafter Prozess.

5. Die vier Säulen moderner Informationssicherheit – mehr als Technik allein

Ein wirksames Informationssicherheitskonzept basiert nicht auf einem einzelnen Tool oder einer Richtlinie – sondern auf dem Zusammenspiel mehrerer Bereiche. Erst wenn Technik, Organisation, Mensch und Kontrolle sinnvoll verzahnt sind, entsteht ein Schutzsystem, das Sicherheitsrisiken reduziert und gleichzeitig den Anforderungen von Kunden, Partnern und Gesetzgebern gerecht wird.

5.1. Technik – Die technische Verteidigungslinie

Die erste Schutzebene bildet die klassische IT-Sicherheitsinfrastruktur:
Firewalls, Virenscanner, Endpoint Protection, sichere Netzwerkkonfigurationen und regelmäßiges Patchmanagement gehören zu den Basismaßnahmen, die jedes Unternehmen heute umsetzen sollte.

Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen wird diese Säule häufig überschätzt – nach dem Motto: „Wir haben ein Antivirusprogramm, also sind wir sicher.“ Doch technische Maßnahmen wirken nur dann zuverlässig, wenn sie regelmäßig gepflegt, aktualisiert und kontrolliert werden. Angriffe erfolgen zunehmend über Schwachstellen in Drittsoftware oder durch Social Engineering – und lassen sich nur schwer rein technisch verhindern.

5.2. Organisation – Struktur schafft Sicherheit

Technische Schutzsysteme helfen wenig, wenn es intern keine klaren Abläufe, Rollen und Zuständigkeiten gibt. Hier kommt die organisatorische Säule ins Spiel. Sie umfasst die Einführung eines Informationssicherheitsmanagementsystems (ISMS), die Definition von Sicherheitsrichtlinien, klare Rollenverteilungen (z. B. ein:e Informationssicherheitsbeauftragte:r) sowie die systematische Dokumentation aller sicherheitsrelevanten Prozesse.

Auch Themen wie Zugriffskontrollen, die sichere Vergabe von Rechten oder die Auswahl externer IT-Dienstleister sollten organisatorisch geregelt sein. Gerade im Ernstfall – etwa bei einem Vorfall oder einer Prüfungsanfrage – zeigt sich, ob die Sicherheit auch intern wirklich „lebt“.

5.3. Mensch – Der wichtigste (und verwundbarste) Faktor

Die größte Schwachstelle in der Informationssicherheit ist und bleibt der Mensch. Unachtsamkeit, mangelndes Bewusstsein oder fehlende Schulungen führen dazu, dass Phishing-Mails geöffnet, Passwörter weitergegeben oder sicherheitsrelevante Prozesse umgangen werden. Deshalb ist der Aufbau von Awareness ein zentraler Bestandteil jeder Sicherheitsstrategie.

Dazu gehören nicht nur klassische Schulungen, sondern auch regelmäßige Sensibilisierungskampagnen, z. B. über Newsletter, E-Learnings oder simulierte Phishing-Tests. Nur wenn Mitarbeitende wissen, warum Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind und wie sie sich im Alltag korrekt verhalten, funktioniert Informationssicherheit auch außerhalb der IT-Abteilung.

5.4. Kontrolle – Vertrauen ist gut, Prüfung ist notwendig

Die vierte Säule umfasst alle Maßnahmen zur Überprüfung und Verbesserung der Sicherheitslage. Dazu zählen regelmäßige Audits, professionelle Penetrationstests, bei denen Schwachstellen gezielt ausgenutzt werden, sowie internes Schwachstellenmanagement, um bekannte Sicherheitslücken systematisch zu erkennen, zu priorisieren und zu beheben.

Diese Maßnahmen helfen nicht nur dabei, den IST-Zustand realistisch zu bewerten, sondern sind auch ein wichtiger Nachweis gegenüber Kunden, Partnern und Behörden – etwa im Rahmen von Zertifizierungen oder Angebotsverfahren.

$

Fazit:

Einseitige Sicherheitsstrategien – etwa allein auf Technik fokussiert – reichen heute nicht mehr aus. Erst wenn alle vier Säulen miteinander verzahnt sind und regelmäßig gepflegt werden, entsteht eine Sicherheitskultur, die nicht nur Standards erfüllt, sondern echte Resilienz schafft.

Technik schützt Systeme – aber nur Organisation, Schulung und Kontrolle schützen das Unternehmen.

6. Tools & Empfehlungen für den Einstieg – so gelingt der Sicherheitsaufbau Schritt für Schritt

Der Einstieg in die Informationssicherheit muss nicht kompliziert oder überfordernd sein – im Gegenteil: Gerade kleine und mittlere Unternehmen profitieren davon, pragmatisch, strukturiert und mit den passenden Werkzeugen zu starten. Wichtig ist, nicht bei der bloßen Absicht stehenzubleiben, sondern erste Maßnahmen greifbar zu machen. Dafür gibt es bewährte Standards, praxisnahe Leitfäden und konkrete Tools, die gezielt auf die Bedürfnisse von KMU ausgerichtet sind.

Die Top 5 CIS Controls – einfacher Start mit großer Wirkung

Ein idealer Einstieg gelingt vielen Unternehmen mit den sogenannten CIS Controls (Center for Internet Security). Diese international anerkannten Maßnahmenkataloge sind so aufgebaut, dass sie je nach Reifegrad schrittweise umgesetzt werden können. Besonders die Top 5 Controls bieten einen schlanken, aber wirkungsvollen Sicherheitsstart:

N

Inventarisierung von Hard- und Software

N

Sicherstellung sicherer Konfigurationen

N

Schwachstellenmanagement

N

Zugriffskontrollen

N

Protokollierung und Monitoring

Gerade für Unternehmen, die keinen vollständigen ISO-Prozess umsetzen können oder wollen, bieten die CIS Controls eine greifbare und systematisch aufbaubare Struktur – inklusive konkreter Umsetzungsbeispiele und Prioritäten.

DIN SPEC 27076 – maßgeschneidert für kleine Unternehmen

Die DIN SPEC 27076 wurde speziell für kleine Unternehmen entwickelt, die ein systematisches Informationssicherheitsniveau erreichen möchten – ohne die Komplexität und Kosten einer vollumfänglichen ISO 27001-Zertifizierung.

Sie bietet einen strukturierten Leitfaden mit sieben Themenfeldern – von der IT-Dokumentation über Benutzer- und Rechteverwaltung bis hin zu Backup-Strategien. Besonders hervorzuheben ist, dass diese Norm nicht nur technische Maßnahmen beschreibt, sondern auch betriebliche Prozesse und Verantwortlichkeiten berücksichtigt.

$

Tipp:

Die DIN SPEC 27076 ist niedrigschwellig, praxisnah und dennoch professionell – ideal für Unternehmen, die „einfach mal anfangen“ wollen, aber dabei strukturiert vorgehen möchten. Sie dient auch als perfekte Vorbereitung für spätere Zertifizierungen.

Der ISMS-Kurzcheck – Klarheit vor Maßnahmen

Bevor konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, lohnt sich eine Standortbestimmung: Wie gut ist Ihr Unternehmen aktuell aufgestellt? Welche Bereiche sind bereits geregelt – und wo klaffen Lücken?

Ein ISMS-Kurzcheck liefert hier schnell Orientierung. Ob als interne Selbsteinschätzung oder durch externe Begleitung – eine kompakte Bewertung der wichtigsten Informationssicherheitsbereiche ermöglicht eine realistische Einschätzung des Reifegrads.
Auf dieser Grundlage können dann priorisierte Maßnahmen geplant und vorhandene Ressourcen gezielt eingesetzt werden.

Tipp: In deinem Whitepaper wird empfohlen, diesen Check mindestens einmal jährlich durchzuführen, um Fortschritte sichtbar zu machen – und ggf. auf neue Risiken zu reagieren.

Sicherheits-Audits & E-Learning – Wissen schafft Sicherheit

Sicherheit ist kein Zustand, den man einmal erreicht und dann abhakt – sondern ein dynamischer Prozess. Deshalb gehört auch die regelmäßige Überprüfung und Weiterbildung zur Grundausstattung eines verantwortungsvollen Unternehmens.

  • Audits (intern oder extern) helfen dabei, Sicherheitsmaßnahmen zu evaluieren, Risiken zu erkennen und Prozesse gezielt zu verbessern.
  • E-Learning & Awareness-Schulungen ermöglichen es, Mitarbeitende flexibel und effizient zu schulen – ob zu Phishing, Passwortsicherheit oder richtiger Reaktion im Ernstfall.

Gerade in KMU ist es entscheidend, Wissen zu standardisieren und die Belegschaft aktiv in das Sicherheitskonzept einzubeziehen. Dein Whitepaper betont, dass „Sicherheitsbewusstsein keine IT-Aufgabe ist – sondern eine Kulturfrage“. Genau deshalb lohnt es sich, regelmäßig in diese Säule zu investieren.

r

Unser Tipp:

Nicht jedes Unternehmen muss sofort ein zertifiziertes ISMS aufbauen. Aber jedes Unternehmen sollte wissen, wo es steht, welche Risiken bestehen – und wie man diesen begegnen kann. Schon einfache Maßnahmen wie ein strukturierter Passwortwechsel, die Schulung der Mitarbeitenden oder die Festlegung eines Sicherheitsbeauftragten machen einen Unterschied.

Nutzen Sie dafür verfügbare Hilfsmittel, etwa:

  • die Top-5-Einstiegspunkte der CIS Controls

  • die praxisorientierte DIN SPEC 27076

  • unseren ISMS-Kurzcheck für KMU – Kontaktieren Sie uns gerne!

7. Checkliste: So gelingt der Einstieg (Whitepaper)

Z

Haben Sie Ihre IT-Systeme und Prozesse dokumentiert?

Z

Gibt es Verantwortlichkeiten und klare Zuständigkeiten?

Z

Haben Sie eine Risikoanalyse durchgeführt?

Z

Gibt es technische Basismaßnahmen (Virenschutz, Updates)?

Z

Wurden Mitarbeitende sensibilisiert oder geschult?

Z

Ist Ihr Unternehmen von NIS2 oder branchenspezifischen Vorgaben betroffen?

h

Whitepaper-Tipp:

Unser kostenloses Whitepaper „Informationssicherheit in KMU“ bietet Ihnen praxisnahe Anleitungen, Entscheidungshilfen und Tools für den Einstieg. Jetzt herunterladen unter www.wemacon.de/downloads

8. Fazit: Informationssicherheit beginnt mit Klarheit

 

Kleine und mittlere Unternehmen haben heute mehr denn je die Möglichkeit, ihre digitale Widerstandsfähigkeit gezielt zu stärken. Entscheidend ist, nicht in Aktionismus zu verfallen, sondern strukturiert, bewusst und nachhaltig vorzugehen. Wer das Thema jetzt angeht, schützt nicht nur seine Daten und Systeme – sondern auch seine Zukunftsfähigkeit.

r

Weitere Beiträge rund um Informationssicherheit, Datenschutz und IT-Strategien finden Sie hier auf WEMAktuell – mit Sicherheit informiert.

Weitere Beiträge, die Sie interessieren könnten: